Das Eltern Blogazin
Eine Schwangerschaft mit Zwillingen ist für die meisten Eltern eine Überraschung und bringt viele Fragen mit sich. - Wenngleich die Chance, Zwillinge zu bekommen, statistisch betrachtet von Jahr zu Jahr steigt.
Im nachfolgenden Artikel erklären wir, wie es zu einer Zwillingsschwangerschaft kommt und was sie besonders macht und beantworten die häufigsten Fragen zum Thema.
Die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Wege Zwillinge zu bekommen liegt gemäß der bekannten Hellin-Regel bei 1,2 Prozent. Die tatsächliche Quote ist heutzutage aufgrund von Hormonbehandlungen und künstlicher Befruchtung jedoch deutlich höher.
Im Jahr 2018 wurden in Deutschland nach Angabe des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 787.523 Babys geboren, darunter 28.998 Mehrlinge (28.194 Zwillinge, 780 Drillinge sowie 24 Vierlinge). Die Zwillingsrate variiert allerdings je nach Land, Region und Kulturkreis. Verschiedene Faktoren nehmen darauf Einfluss:
Frauen, die älter als 35 Jahre sind, haben eine erhöhte Chance Zwillinge zu bekommen, auch wenn die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter tendenziell abnimmt. Ursächlich ist das Hormon FSH (Follikel Stimulierendes Hormon) aus der Gruppe der Gonatropine, welches für die Reifung der Eizellen verantwortlich ist. Bei manchen Frauen wird mit zunehmendem Alter mehr FSH ausgeschüttet, was wiederum die Chance einer sogenannten Polyovulution erhöht. In einem solchen Fall reifen pro Zyklus gleich zwei oder mehr Eizellen heran.
Wissenschaftlich betrachtet gibt es seitens der Genetik bis heute keinen Nachweis für ein sogenanntes "Zwillingsgen". Allerdings spielt Vererbung dennoch eine Rolle bei Zwillingsschwangerschaften, das zeigen Zwillingsstudien und Statistiken. Falls die Mutter selbst ein Zwilling ist oder Zwillinge in ihrer unmittelbaren Verwandtschaft zu finden sind, ist die Chance selbst eine Zwillingsmama zu werden signifikant höher als bei anderen Frauen. Der Vater hingegen kann diese Erbinformation lediglich weitergeben, sodass bei weiblichen Nachkommen wiederum eine erhöhte Chance auf Zwillinge gegeben ist.
Auch Hormonbehandlungen oder eine künstliche Befruchtung erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft. Bei einer IVF (In-vitro-Fertilisation) oder ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) hängt diese unmittelbar mit der Anzahl der implantierten Embryonen zusammen. Die Mehrheit der daraus resultierenden Zwillingsschwangerschaften sind daher zweieiig. Doch auch bei einer IUI (Intrauterine Insemination) kann das Mehrlingsrisiko unter Umständen erhöht sein, z. B. aufgrund einer einhergehenden ovariellen Stimulation. Dies erfolgt typischerweise mithilfe von Hormonpräparaten, wie beispielsweise Clomifen.
Eineiige (monozygote) Zwillinge stammen von einer einzigen Eizelle ab, die sich nach der Befruchtung in zwei Fruchtanlagen teilt. Sie verfügen über das gleiche Erbgut und haben in den allermeisten Fällen dasselbe Geschlecht.
Zweieiige (dizygote) Zwillinge kommen deutlich häufiger vor und nahmen in den letzten Jahren aufgrund von Fertilitätsbehandlungen zu. Sie entstehen aus zwei eigenständigen, befruchteten Eizellen und teilen sich denselben Gen-Pool, so wie auch Geschwister, die zu verschiedenen Zeitpunkten geboren wurden. Im Mutterleib reifen sie jeweils mit einer eigenen Plazenta in einer eigenen Fruchthöhle heran (dizygot-dichorial-diamnial).
Bei eineiigen Zwillingen lassen sich bezüglich der Plazenta und Fruchthöhle mehrere Untertypen unterscheiden. Die Unterschiede resultieren aus dem Zeitpunkt, zu dem die Teilung der Eizelle stattfand:
Eineiige Zwillinge mit zwei Plazenten und zwei Fruchthöhlen
(monozygot-dichorial-diamnial)
Die Teilung erfolgte innerhalb der ersten drei Tage.
Eineiige Zwillinge mit einer Plazenta und zwei Fruchthöhlen
(monozygot-monochorial-diamnial)
Die Teilung erfolgte zwischen dem 4. und 7. Tag.
Eineiige Zwillinge mit einer Plazenta und einer Fruchthöhle
(monozygot-monochorial-monoamnial)
Die Teilung erfolgte nach dem 9. Tag. Eine ausgesprochen seltene Unterform unter den monochorial-monoamnialen Zwillingen sind siamesische Zwillinge. Dieses Phänomen tritt dann auf, wenn die Teilung der Embryonalanlagen nicht vollständig erfolgt ist.
Zwischen der 8. und 12. Schwangerschaftswoche (SSW) kann ein Gynäkologe herausfinden, ob es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelt. Man sollte also nicht zu lange mit der Untersuchung warten.
Auch wenn die meisten Zwillingsschwangerschaften problemlos verlaufen, gibt es dennoch ein paar Dinge, auf die man achten sollte.
Mögliche Risiken hängen mitunter davon ab, ob es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelt und ob sie im ersten Fall eine getrennte oder gemeinsame Plazenta und Fruchthöhle haben. So kann es bei eineiigen Zwillingen mit getrennten Fruchthöhlen und gemeinsamer Plazenta zu einem sogenannten fetofetalen Transfusionssyndrom (FFTS) kommen, bei dessen Diagnose ein Lasereingriff notwendig wird. Bei einer gemeinsamen Fruchthöhle hingegen besteht ein höheres Risiko für eine Nabelschnurumschlingung.
Zwillingsschwangerschaften mit zweieiigen Zwillingen, sowie mit eineiigen Zwillingen, die eine getrennte Plazenta und Fruchthöhle haben, verlaufen zumeist unproblematisch. Grundsätzlich ist bei Zwillingen jedoch das Risiko einer Frühgeburt gegenüber einer Einlingsschwangerschaft erhöht (siehe auch: Dauer einer Zwillingsschwangerschaft). Eine Mehrlingsschwangerschaft gilt daher generell als Risikoschwangerschaft.
Die mütterlichen Risiken einer Zwillingsschwangerschaft sind prinzipiell vergleichbar mit denen einer Einlingsschwangerschaft. Die gängigen Schwangerschaftsbeschwerden wie Sodbrennen, Schwangerschaftsübelkeit, Wassereinlagerungen, Rücken- oder Verdauungsbeschwerden sind ggf. ein Stück weit ausgeprägter.
Frauen, die mit einem Kind schwanger sind, haben einen Anspruch auf ca. 10 Vorsorgeuntersuchungen, die bis zur 32. SSW im Abstand von jeweils vier Wochen stattfinden. Ab der 32. SSW wird der Abstand der Untersuchungen dann auf 2 Wochen verkürzt.
Bei einer Mehrlingsschwangerschaft sind Vorsorgeuntersuchungen engmaschiger nötig als bei einer Einlingsschwangerschaft. Bist du also mit Zwillingen schwanger, so finden deine Vorsorgeuntersuchungen bis zur 28. SSW alle zwei Wochen statt und ab der 28. SSW dann sogar wöchentlich.
Die reguläre Gewichtszunahme in der Schwangerschaft liegt bei einem normalen BMI zwischen 11,5 und 16 kg. Erwartet eine Frau Zwillinge, steigt ihr Gewicht um 16 bis 20 kg an. Das zeichnet sich natürlich auch durch einen größeren Bauchumfang aus. Dehnungsstreifen und Beschwerden wie Rückenschmerzen sind daher nicht selten.
Bei einer Einlingsschwangerschaft, setzen die Wehen normalerweise in der 40. SSW ein. Bei Zwillingen hingegen findet die Geburt häufig um die 37. SSW statt. Etwa 6 Prozent der Zwillingsschwangerschaften werden sogar schon vor der 32. Woche ausgetragen. Es gibt daher keine Faustregel, wie lange eine Schwangerschaft mit Zwillingen dauert. Fest steht aber, dass es in den meisten Fällen zu einer früheren Geburt kommt. Findet diese vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche statt, spricht man von einer Frühgeburt.
Im Falle einer Frühgeburt können Eltern übrigens verschiedene Förderungen in Anspruch nehmen. So ist vonseiten der Krankenkassen u. a. eine Kostenübernahme für folgende Ausgaben möglich: Fahrtkosten (Kilometergeld oder ÖPNV-Tickets), Therapiekosten, Kosten für Heil- und Hilfsmittel oder Haushaltshilfe.
Aber auch steuerliche Entlastungen winken. Sofern für keine Kostenübernahme in Anspruch genommen wurde, können Ausgaben für Kinderbetreuung, Haushaltshilfe oder Fahrten ins Krankenhaus auch mit der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden.
Aktuell: Seit September 2021 erhalten Eltern von Frühchen bis zu vier zusätzliche Elterngeldmonate.
Ein Großteil aller Zwillingsschwangerschaften wird heutzutage mit einem geplanten Kaiserschnitt entbunden. Unter bestimmten Voraussetzungen ist jedoch auch bei Zwillingen eine spontane Geburt möglich. Ausschlaggebend sind verschiedene Faktoren, wozu der Gewichtsunterschied und die Lage des ersten Kindes zählen.
Insbesondere bei eineiigen Zwillingen wird von Ärzten häufig zu einem Kaiserschnitt geraten. Die Möglichkeiten rund um deine Entbindung solltest du am besten im Vorfeld bei einem Termin zur Geburtsplanung in deiner Entbindungsklinik besprechen. In der Regel findet der Termin etwa um die 36. SSW statt. Bei einer Zwillingsgeburt sollte er entsprechend früher eingeplant werden. Im Vorfeld können außerdem Kreißsaalführungen und Infoveranstaltungen der Kliniken Aufschluss darüber geben, ob eine Klinik für dich und deine Zwillinge geeignet erscheint.
Der Mutterschutz beginnt 6 Wochen vor der Entbindung und es ist egal, ob du Drillinge oder vielleicht auch Vierlinge bekommst. Die Anzahl der Kinder haben also keine Auswirkung auf den Beginn der Mutterschutzfrist, allerdings auf die Zeit nach der Geburt. Nach einer Einlingsschwangerschaft hat man in der Regel eine Mutterschutzfrist von 8 Wochen, bei Zwillingen wird die Zeit aber auf 4 Wochen verlängert. So kommt man insgesamt auf einen Mutterschutz von 12 Wochen nach der Geburt von Zwillingen. Für die genaue Berechnung deiner Mutterschutzzeit empfehlen wir dir unseren komfortablen Mutterschutzrechner.
36 Monate Elternzeit werden in Deutschland pro Kind gewährt. Bei Zwillingen verdoppelt sich somit der Elternzeitanspruch auf 72 Monate je Elternteil. Beim Elterngeld sieht es dagegen etwas anders aus. Da das Elterngeld einkommensabhängig ist, gibt es im Fall von Zwillingen leider kein doppeltes Elterngeld. Stattdessen wird für jeden Bezugsmonat ein sogenannter Mehrlingszuschlag in Höhe von 300,- Euro ausbezahlt. Die Handhabe beim Elterngeld aber bitte nicht verwechseln mit dem Kindergeld: Dieses wird je Kind zum monatlich festgelegten Auszahlungstermin ausbezahlt - ganz unabhängig davon, ob es sich bei Geschwistern um Zwillinge handelt.
Das regelmäßige Stillen ist vor allem in der Anfangszeit wichtig - nicht zuletzt, damit deine Milchproduktion in Gang kommt. Falls du noch keine Erfahrungen mit dem Stillen hast oder falls es sich um eine Frühgeburt handelt, lass dir am besten noch im Krankenhaus von einer erfahrenen Hebamme oder Stillberaterin dabei helfen. Eine ergonomische Stillposition und ein korrektes Anlegen ist sehr entscheidend und kann viele Stillprobleme von Anfang an verhindern.
Beim sogenannten Tandem-Stillen werden beide Zwillinge zeitgleich gestillt. Hier ist es wichtig, eine geeignete Stillposition, wie beispielsweise den Fußballgriff anzuwenden. Aber auch ein spezielles Zwillingsstillkissen kann helfen, die Säuglinge zum Stillen stabil und ergonomisch zu positionieren.
Falls deine Zwillinge anfangs noch zu schwach sind, um an die Muttermilch zu kommen, kannst du die Muttermilch mit einer elektrischen Milchpumpe abpumpen und mit der Flasche zufüttern. Eine professionelle Milchpumpe für den regelmäßigen Einsatz gibt es auf Rezept des Frauenarztes in der Apotheke.
Zwillinge - Quelle: Youtube | Hebamme Jenny