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Das Thema "Geburtsschmerzen" drängt sich in den Vordergrund, je näher der Entbindungstermin heranrückt. Gewisse Ängste und Unsicherheiten sind dabei ganz normal. Viele Frauen möchten sich deshalb genauer über den Ablauf einer spontanen Entbindung, sowie über den Umgang mit Schmerzen informieren. Der folgende Beitrag liefert einen kompakten Überblick über Techniken zum Umgang mit Schmerzen und zeitgemäße Optionen zur Schmerzlinderung.
Um ein sehr wichtiges Detail gleich vorwegzunehmen: Frauen sind in ihrer Anatomie dazu geschaffen, Kinder zu gebären. Du darfst deshalb in deinen Körper vertrauen, dass er das meistern wird. Der Umgang mit Schmerzen ist jedoch ein sehr individuelles Thema. Hierbei spielen physiologische, aber auch psychologische Faktoren eine Rolle. Jeder Mensch nimmt Schmerzen auf seine eigene Weise wahr und geht anders damit um.
Wichtig ist daher, dass du deinen persönlichen Weg wählst. Zu einer selbstbestimmten Geburt zählt nämlich auch, dass du entscheidest, wie du mit den Schmerzen umgehen möchtest, ob und ab wann du unterstützende Maßnahmen wünschst. Glücklicherweise gibt es heutzutage eine Menge moderner und effektiver Möglichkeiten, um die Schmerzen während der Geburt erheblich zu reduzieren. Die aktuell gängigen Methoden möchten wir hier kurz vorstellen.
Geburtsschmerzen und Wehen können Frauen an die Grenzen des erträglichen Schmerzempfindens bringen. Aus diesem Grund hat das Schmerzmanagement während der Geburt in den vergangenen Jahrzehnten eine größere Bedeutung erlangt. Alternativmedizinische Anwendungen und Entspannungstherapien stehen dabei zunächst im Vordergrund, aber auch die stufenweise Steigerung über Schmerzmittel bis hin zum Einsatz von Opioiden bleibt eine Option.
Den Schmerzmitteleinsatz während der Geburt lehnen viele Frauen strikt ab. Die Realität holt sie im Kreißsaal ein - wie Studien zeigen, entschied sich rund die Hälfte der Frauen, die Schmerzmittel vor der Geburt ablehnten, am Ende doch für deren Einsatz. Wie Publikationen des "Cochrane Collaboration" Instituts außerdem aufzeigen, stoßen alternative Anwendungen häufig und schnell an ihre Grenzen. Die Forscher konnten einen tatsächlich schmerzlindernden Einsatz nur bei medikamentösen Schmerzmitteln nachweisen.
Das bedeutet nicht, dass deren Einsatz unvermeidbar ist. Es führt aber dazu, dass viele Schwangere erst im Kreißsaal mit der Realität konfrontiert werden und dann, unter Schmerzen und mit Hinblick auf die bevorstehende Geburt, eine schnelle Entscheidung treffen müssen - ohne sich vorher gründlich informiert zu haben. Selbst wenn du zum aktuellen Zeitpunkt, während deiner Schwangerschaft, Schmerzmittel bei der Geburt vollständig ablehnen solltest - es schadet nicht, sich präventiv zumindest darüber zu informieren. Das gilt auch für andere alternativmedizinische Anwendungen und Entspannungstechniken.
Atemtechniken haben einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf den menschlichen Körper. Bei einer kontrollierten, tiefen Bauchatmung (auch Zwerchfellatmung genannt) verlangsamt sich der Puls, die Sauerstoffversorgung von Gehirn und Organen wird verbessert und Anspannungen werden gelöst. Auch unter der Geburt kann dir die richtige Atemtechnik helfen.
Du kannst die tiefe Bauchatmung gleich einmal üben: Lege dazu die Hände auf deinen Bauch. Atme ruhig und gleichmäßig, etwa 3 bis 4 Sekunden lang, durch die Nase ein. Stell dir dabei vor, du atmest die Luft zu deinem Baby hin. Anschließend atmest du etwa 6 bis 8 Sekunden lang durch den leicht geöffneten Mund wieder aus. Die Lippen sind dabei möglichst entspannt und nicht zusammengepresst. Wiederhole das Ganze mehrere Male. Das klingt zunächst sehr simpel. Unter Wehen wird es jedoch schnell einmal vergessen.
Wir empfehlen dir, einen Geburtsvorbereitungskurs in deiner Nähe zu besuchen. Dort kannst du die Atemtechnik unter Anleitung einer Hebamme erlernen und üben. Es kann deine Geburt und den Umgang mit Wehen deutlich erleichtern. Alternativ kannst du natürlich auch einen professionell angeleiteten Onlinekurs absolvieren, wie den Onlinekurs mit Hebamme Jana Friedrich*, den wir bei Windelprinz gerne an mehreren Stellen empfehlen, da dieser bereits von uns getestet wurde.
Die richtige Atemtechnik kann in stressvollen Situationen einen entspannenden Effekt haben. Bei der Geburt kann sie helfen, besser mit den Schmerzen umzugehen. Sie ersetzt dabei aber natürlich keine Therapiemaßnahme bei starken Schmerzen.
Eine Geburt muss nicht in der Rückenlage stattfinden, auch wenn viele diese Bild im Kopf haben und in der Tat die meisten Frauen in dieser Lage entbinden. Vielleicht fällt dir die Geburt in einer anderen Position leichter? Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Geburtspositionen. Auf welche du am besten ansprichst, wird du jedoch erst wissen, wenn es so weit ist.
Mögliche Positionen, alternativ zur Rückenlage, wären:
Die Wassergeburt in der Geburtswanne ist eine Sonderform, hierfür begibst du dich in eine spezielle Badewanne mit warmem Wasser, das auf 34 °C bis 36 °C temperiert ist. Eine PDA ist dort aber nicht möglich. Generell werden Arzt und Hebamme dir mitunter eine Wassergeburt untersagen, sofern Komplikationen zu erwarten sind - denn schnelles medizinisches Eingreifen ist da nicht möglich.
Beachte, dass alle Positionen ihre Vor- und Nachteile haben. Laufend, aufrecht und Vierfüßlerstand können beispielsweise sehr kraftraubend und anstrengend sein, außerdem sind in einigen Positionen nicht alle Untersuchungen machbar - beispielsweise bei der Position, wo deine Hände nach oben in einer Seilschlaufe hängen. Die Rückenlage erlaubt hingegen sehr einfach nötige Untersuchungen und kostet keine Kraft, dafür steigt da aber das Risiko für Geburtsverletzungen oder außergewöhnliche Vorkommnisse, wie das Vena-Cava-Syndrom.
Mehr Details zu den Geburtspositionen erfährst du in unserem umfassenden Ratgeber "Geburtspositionen - Besser hocken, liegen oder knien?"
In der Homöopathie kommen Globuli und Tropfen zum Einsatz. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Da sie aber weit verbreitet sind und regelmäßig zum Einsatz kommen, sollen sie hier nicht fehlen. Speziell im Rahmen der Geburtshilfe gibt es bekannte Mittel, wie Caulophyllum, Pulsatilla, Belladonna und weitere. Trotz mangelnder Evidenz empfiehlt sich kein wildes Herumprobieren ohne fachkundige Anleitung. Wir verweisen bei diesem Thema auf den folgenden Gastbeitrag von Heilpraktikerin Ulrike Schlüter: Homöopathie für Schwangere - ein Experteneinblick
Die Akupunktur ist eine traditionelle chinesische Heilmethode, die seit über 2.000 Verwendung findet. Auch als geburtsvorbereitende Maßnahme ist sie weit verbreitet, zum Beispiel bei Schwangerschaftsübelkeit und Rückenschmerzen, aber auch, um die Schmerztoleranz und Wehentätigkeit zu fördern. Dafür werden an sogenannten "Energiepunkten" von Personen mit entsprechenden Qualifikationen kleine Nadeln gesetzt. Der Einstich selbst ist oft gar nicht spürbar, die Wirksamkeit wird jedoch ebenfalls sehr unterschiedlich wahrgenommen. Auch die Studienlage zur Wirksamkeit von Akupunktur ist nicht gerade einheitlich. Doch gibt es durchaus wissenschaftliche Studien, die hier in eine positive Richtung deuten.
Hypnobirthing ist eine Methode der Geburtsvorbereitung, die in den 1950er Jahren von der britischen Hebamme Marie Mongan entwickelt wurde. Man spricht daher auch von der "Mongan-Methode". Anders als der Name es vermuten lässt, ist Hypnobirthing jedoch keine Form der Hypnose im klassischen Sinne. Vielmehr geht es hier um Fokussierung, Konzentration und Entspannungstechniken. Auch Atemtechniken spielen eine wichtige Rolle beim Hypnobirthing. Einige wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Hypnobirthing eine wirksame Methode zur Linderung von Geburtsschmerzen sein kann. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die Wirksamkeit von Hypnobirthing wissenschaflich zu belegen.
Im Schmerzmanagement bei der Geburt unterscheidet man genauer gesagt zwischen Spasmolytika (krampflösende Medikamente) und Analgetika (schmerzstillende Medikamente). Spasmolytika, wie beispielsweise Buscopan, kommen häufig in der Eröffnungsphase zum Einsatz, zum Beispiel wenn sich der Muttermund verkrampft und der Geburtsprozess sich dadurch verzögert. Verabreicht werden Spasmolytika für gewöhnlich als Zäpfchen oder Spritzen. Manchmal enthalten die Spasmolytika auch eine schmerzstillende Komponente (Analgetikum), zum Beispiel Paracetamol. Bei einem solchen Kombipräparat spricht man auch von einem Spasmoanalgetikum.
Bei Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen handelt es sich schwach wirkende Analgetika bzw. um Nichtopioide. Sie haben im Regelfall keinerlei Effekt auf das Kind und lassen sich solitär ebenfalls als Zäpfchen oder Tabletten verabreichen. Ihre Wirkdauer beträgt per Dosierung etwa vier bis sechs Stunden. Allerdings wirken sie alleinstehend nur in ihrem begrenzten Rahmen. Zur Behandlung von (sehr) starken Schmerzen sind sie unter Umständen nicht ausreichend. Wobei man hinzufügen muss, dass Geburtsschmerzen und ihre Intensität sehr individuell wahrgenommen werden.
Opiathaltige Schmerzmittel gehören vor ihrem Einsatz mitsamt Vor- und Nachteilen abgewogen. Sie interagieren direkt mit dem zentralen Nervensystem und haben in der Folge eine Auswirkung auf das Kind. Das bedeutet nicht, dass dieses zwangsläufig bleibende Schäden von deren Einsatz trägt, aber derartige Risiken sind nicht pauschal auszuschließen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Opiaten gehören bei der Mutter Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und ein "dämmriges" sowie "benebeltes" Gefühl, beim Kind sind Atemprobleme nach der Geburt denkbar.
Bei starken Schmerzen kommt meist das Opiat Wirkstoff Pethidin (Produktnamen: Dolantin®, Dolcontral® u.a.), ein verwandter Wirkstoff vom Morphin, zum Einsatz. Dieses kann zu einer Linderung der Schmerzen beitragen. Gleichzeitig nimmt das Mittel aber auch Einfluss auf das Bewusstsein von Mutter und Kind. Lachgas hingegen wird heutzutage nur noch selten verwendet - falls doch, dann in einer 50/50-Kombination aus Distickstoffmonoxid (das Lachgas) und Sauerstoff. Lachgas hat den Vorteil, dass es sehr kurzfristig und außerdem nur über einen kurzen Zeitraum wirkt. Treten Nebenwirkungen auf, lässt sich die Maske entfernen und die Nebenwirkungen verschwinden normalerweise. Jegliche in die Geburt involvierten Fachgesellschaften warnen aber, dass die Studienlage bei Lachgas während der Geburt nicht ausreichend ist und auch schwerwiegende Folgeschäden nicht auszuschließen sind.
Bei der PDA (Periduralanästhesie) werden Schmerzmittel direkt in den Periduralraum gespritzt. Dieser befindet sich zwischen Wirbel und Rückenmarkskanal. Die Nerven im Rückenmark werden so umspült und lahmgelegt, was wiederum das Schmerzempfinden reduziert. Eine PDA kann gelegt werden, wenn der Muttermund etwa 4 bis 5 Zentimeter geöffnet ist. Daher ist ihre Durchführung nicht in allen Phasen der Geburt möglich. Bis zum Wirkungseintritt ist mit einer Zeit von rund 20 Minuten zu rechnen. Sobald der Katheter aber liegt, lässt sich das Schmerzmittel nach Bedarf leicht nachdosieren.
Häufig stellt sich mit der PDA ein weitreichendes Taubheitsgefühl in der unteren Körperhälfte ein, das in manchen Fällen dazu führt, dass die Wehen nicht mehr erkannt werden. Zunächst klingt das toll. Doch unter Umständen kann eine Frau dann nicht mehr aktiv mitarbeiten und die Geburt verzögert sich unnötig. In manchen Fällen stellt sich eine temporäre Bewegungsunfähigkeit der Beine ein, wodurch es schwierig werden kann, andere Geburtspositionen einzunehmen. Da die Anästhesie auch die Blase lähmt, wird normalerweise zeitgleich ein vaginaler Katheter gelegt. Aufgrund eines möglichen Blutdruckabfalls, etwaiger Kreislaufbeschwerden und des langsam abklingenden Taubheitsgefühls in den Beinen musst du nach der Geburt noch einige Zeit liegen. Oftmals werden deshalb bereits im Vorfeld Kreislauf stabilisierende Medikamente verabreicht.
Die Betäubungsmittel, die bei einer PDA verwendet werden, können in geringen Mengen in den Blutkreislauf der Mutter gelangen. Infolgedessen könnten diese Medikamente auch zum ungeborenen Baby gelangen. Die Menge an Medikamenten, die das Baby erreichen, ist in der Regel jedoch gering und wird als sicher erachtet.
Mehr Informationen findest du in diesem Beitrag: PDA - Geburt ohne Schmerzen?
Bei der Spinalanästhesie ist das Prinzip ähnlich zur PDA. Das Schmerzmittel gelangt jedoch nicht per Katheter in den Periduralraum, sondern es wird über eine Spritze direkt in den Rückenmarkkanal injiziert. Die Spritze wird dann wieder entfernt. Dadurch werden Schmerzen schneller gelindert, eine Nachdosierung ist aber komplexer.
Diese deutlich stärkere Form der Anästhesie führt zu einer Betäubung der unteren Körperhälfte und einer damit einhergehenden Bewegungsunfähigkeit der Beine. Dein Schmerzempfinden wird unterhalb des Einstichs gänzlich ausgeschaltet. Die Intensität der Betäubung ist ausreichend, um einen geplanten Kaiserschnitt durchzuführen. Die Risiken sind etwas höher, aber vergleichbar mit denen der PDA. Aufgrund des Einstichs in den Rückenmarkskanal besteht ein gewisses Risiko für den Verlust von Rückenmarksflüssigkeit (auch Liquor genannt). Migräneartige Kopfschmerzen zählen infolgedessen zu den häufigsten Nebenwirkungen.
Der Pudendusnerv ist ein wichtiger Nerv, der den Damm, die Vulva (äußere weibliche Genitalien) und andere umliegende Bereiche versorgt. Bei einer Pudendusblockade wird ein Lokalanästhetikum in die Nähe des Pudendusnervs injiziert. Durch die Blockade des Nervs wird die Übertragung von Schmerzsignalen unterbrochen, was zu einer vorübergehenden Schmerzlinderung führt.
Die Pudendusblockade wird häufig in Kombination mit anderen Formen der Schmerzlinderung wie zum Beispiel mit entkrampfenden Medikamenten kombiniert. Sie kann eine nützliche Ergänzung sein, um spezifische schmerzhafte Regionen gezielt zu betäuben, insbesondere bei vaginalen Entbindungen oder kleineren gynäkologischen Eingriffen. Bei der Geburt kommt sie überwiegend in der Austreibungsphase zum Einsatz. Gebärmutterkontraktionen und deren Wahrnehmung durch die Frau werden durch die Pudendusblockade normalerweise nicht beeinflusst.
Eine Geburt kann schmerzhafter sein, als du es dir jemals hättest vorstellen können. Denn Schmerzen sind eine sehr subjektive Empfindung, die von jedem individuell wahrgenommen werden. Gerade die Geburtswehen sind ein notwendiger und natürlicher Bestandteil der Entbindung. Wie sie sich für dich anfühlen, wirst du erst wissen, wenn es so weit ist. Hab Vertrauen in deinen Körper und dass er in der Lage ist, die Geburt gut zu meistern.
Auf der anderen Seite kann es ein beruhigendes Gefühl sein, dass die moderne Medizin vielfältige Ansätze bietet, um Geburtsschmerzen wirkungsvoll zu lindern. Ob du davon Gebrauch machen willst, liegt ganz bei dir und womöglich wird es sich auch situativ ergeben. Dann ist es umso wichtiger, dass du dich vorab über die Optionen informiert hast und deinen Wissensstand, gemeinsam mit dem behandelnden Mediziner und der Hebamme, in die Entscheidung einfließen lassen kannst.