Montessori-Kindergarten: der Unterschied


Von Windelprinz Redaktion -
           
Montessori-Kindergarten
 © TJENA / Pixabay - Montessori-Kindergarten: der Unterschied

Montessori: "Hilf mir, es selbst zu tun"


Das alternative Pädagogikkonzept nach Montessori erfreut sich heutzutage großer Beliebtheit und Akzeptanz. Verschiedene Lebensbereiche gewinnen durch Montessori eine individuelle Qualität. Angefangen bei der frühkindlichen Förderung, der Erziehung und der Art des Lernens, bis hin zum Spielen. Auch bei der Auswahl des Kindergartens stellt das pädagogische Konzept nach Montessori eine interessante Alternative dar.

Woher stammt das Konzept, was beinhaltet es und welche Vorteile hat mein Kind, wenn es einen Montessori-Kindergarten besucht? In diesem Artikel gibt es Antworten rund um den Montessori-Kindergarten.


Montessori-Kindergarten - die Entstehung

Der Montessori-Kindergarten ist nach seiner Begründerin Maria Montessori (1870 - 1952) genannt. Die italienische Ärztin und Philosophin gilt als Reformpädagogin. Sie erstellte bis 1907 ein pädagogisches Konzept, das sich bewusst von der damals gängigen Praxis abwandte. Zu ihrer Zeit lag der gesellschaftliche Fokus der Kindererziehung auf Disziplin und Autorität.

Montessoris Grundsätze waren Freiheit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des Kindes. Aus ihrer Sicht sollte die Erziehung von Kindern zwanglos erfolgen. Anfang des Jahres 1907 gründete sie in Rom das "Casa dei Bambini", ein Kinderhaus für Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen. Dort konnte sie ihre selbst entwickelten Lernmaterialien und Methoden in die Praxis umsetzen. Sie fand heraus, dass Kinder eine natürliche Wissbegierde haben und ihnen das Lernen Spaß macht, wenn sie frei lernen konnten.


Montessori-Konzept
 © LRCL / Pixabay - Montessori: ein pädagogisches Konzept

Das pädagogische Konzept

Clara Grunwald in den 1920ern und Helene Helming ab 1945 haben die Montessori-Pädagogik in Deutschland bekannt gemacht und verbreitet.


"Polarisation der Aufmerksamkeit"


Das Fundament der Montessori-Pädagogik ist die sogenannte "Polarisation der Aufmerksamkeit". Darunter versteht man die Situationen, in denen sich ein Kind höchst interessiert, ausdauernd und äußerst fokussiert mit etwas beschäftigt. Es wirkt wie versunken in das Objekt oder seinem Spiel. Maria Montessori stellte fest, dass Kinder in diesen Phasen besonders leicht lernen.


Eine vorbereitete Umgebung


Jedes Kind lernt intuitiv, wenn es die Gelegenheit bekommt. In einem Montessori-Kindergarten wird ein ideales Umfeld zum Lernen geschaffen. Dieses ist in der Regel gut strukturiert und überschaubar, aber dennoch ansprechend. Die Einrichtung in einem Montessori-Kindergarten ist an die Größe der Kinder angepasst. Das beinhaltet, dass alle Materialien und Gegenstände sich in greifbarer Nähe befinden. Sie sind generell dauerhaft zugänglich. Die Materialien umfassen Mathematik-, Sinnes- und Sprachmaterial, sowie Material der kosmischen Erziehung und Übungen des täglichen Lebens.

Die vorbereitete Umgebung fördert das freie, selbstständige Lernen. Es ist dem Kind überlassen, ob es Hilfe durch einen Erzieher beansprucht oder Dinge selbst ausprobiert. Das heißt keinesfalls, dass das Kind sich selbst überlassen ist. Gegenteilig hat das Kind die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und lernt, dass seine Grenzen und Wünsche, sowie seine Persönlichkeit akzeptiert werden.


Montessori-Spielzeug
 © Efraimstochter / Pixabay - Montessori-Spielzeug

Der Leitspruch "Hilf mir, es selbst zu tun"


Das Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, Kinder in ihrer Selbstständigkeit zu fördern. Der Fokus liegt hierbei auf dem freien Lernen der Kinder. Das Kind darf selbst entscheiden, womit es sich beschäftigen möchte, ob es an Gruppenaktivitäten teilnehmen möchte und auch ob es Hilfe in Anspruch nimmt oder nicht.

Das Kind wird als Individuum wahrgenommen, gleichberechtigt behandelt und in seinen Interessen und Bedürfnissen bestärkt. Bei dieser Betreuungsform wird es vermieden, die Kinder mit diversen Standards oder anderen Kindern zu vergleichen.

Die Erzieher in einem Montessori-Kindergarten sind Beobachter und Unterstützer. Sie pflegen einen liebevollen Umgang auf Augenhöhe mit jedem Kind. Sie stehen ihm bei Schwierigkeiten zur Seite und ermutigen es, diese zu überwinden. Durch die aufmerksame Observation eines jeden Kindes schätzen die Erzieher Entwicklungsstand, Stärken und Schwächen individuell ein. Außerdem sollen die Erzieher "sensible Phasen" der Kinder erkennen. Das sind die Phasen der bereits erwähnten "Polarisation der Aufmerksamkeit", in denen das Lernen den Kindern besonders leicht fällt.


Ohne Druck und Bestrafung


Die Montessori-Pädagogik sieht keine Bestrafungen vor. Möchte ein Kind eine Tätigkeit nicht ausführen, wird das akzeptiert. Ein störendes Kind wird sanft von der Gruppe getrennt. In einem ruhigen Umfeld wird ihm ermöglicht, sich innerlich zu ordnen.

Ist ein Kind in einer "sensiblen Phase", während es sich intensiv mit einem Objekt auseinandersetzt, wird es nicht unterbrochen. Selbst, wenn zur selben Zeit eine Gruppenaktivität stattfindet.

Das Kind wird insbesondere zu praktischen, alltäglichen Tätigkeiten ermutigt: Essen kochen (schneiden, schälen, Tisch decken, abwaschen), Aufräumen, Kerzen anzünden, Trinkwasser einschenken, etc. Dabei entsteht kein Druck auf das Kind. Es hilft, wenn es helfen möchte.


Montessori im Alltag
 © Katja_Kolumna / Pixabay - Montessori Kindergarten-Alltag

Beispielhafter Tagesablauf im Montessori-Kindergarten

Die Kinder treffen morgens über eine Zeitspanne von 2 bis 3 Stunden ein und werden liebevoll empfangen. In dieser Bringzeit findet normalerweise eine Phase des freien Spiels statt. Wenn die Freispielphase langsam endet, beenden die Kinder ihre Aktivitäten und räumen auf. Es gibt einen Begrüßungskreis, den die Kinder aktiv mitgestalten. Es wird gesprochen und gesungen. Eventuell neue Materialien werden vorgestellt. Nach diesem gemeinsamen Ritual wird die Brotzeit eingenommen.

Ist das Essen beendet, wird abgeräumt und abgewaschen. Die Kinder dürfen hierbei helfen. Anschließend haben sie Zeit, Münder und Zähne zu säubern. Es folgt eine Ruhepause. Nach der Ruhepause werden verschiedene gezielt spielerische Lernaktivitäten angeboten. Es findet darauf eine zweite Freispielphase im Garten statt. Im Anschluss gibt es einen kleinen Imbiss oder ein größeres Mittagessen. Bis zur Schließungszeit können die Kinder die Zeit frei nach ihren Interessen gestalten.


Freispielphase im Garten
 © Skitterphoto / Pixabay - Freispielphase im Montessori-Kindergarten

Eignet sich der Montessori-Kindergarten für alle Kinder?

Im Prinzip eignet sich ein Montessori-Kindergarten für jedes Kind, das einen üblichen Kindergarten besuchen kann. Viele Einrichtungen haben zusätzlich Gruppen, in denen Kinder mit Behinderungen mit gesunden Kindern betreut werden. Der Kindergarten verlangt meist einen besonderen Einsatz der Eltern in Form der Elternarbeit. Dazu zählen u. a. regelmäßige Gespräche und Elternabende, sowie auch gemeinsam organisierte Aktionen der Eltern. Die Eltern sollten ganz klar hinter dem pädagogischen Konzept stehen.


Montessori-Kindergarten - Vorteile und Nachteile

Es gibt viele Vorteile, wenn du dein Kind in einem Montessori-Kindergarten betreuen lässt, aber auch ein paar Punkte, die es zu bedenken gilt.

Vorteile


Eigenverantwortung & Selbstwert: In erster Linie fördert diese Form der Betreuung das Selbstwertgefühl deines Kindes. Die Kinder werden nicht bestraft und profitieren von einer individuellen Lernumgebung. Sie lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen und ihre Grenzen einzuschätzen.

Freie Entfaltung: In einem Montessori-Kindergarten muss das Kind nicht nur gehorchen, es darf sein Sein frei entfalten und seine Talente mit allen Sinnen erleben. So haben Montessori-Kindergartenkinder teilweise ein besseres Vorschulniveau im Vergleich zu Kindern öffentlicher Kindergärten.

Elternmitsprache: Ein weiterer Pluspunkt ist das Mitspracherecht und ein hoher Einbringungsgrad der Eltern bei den Kindergartenabläufen.


Elternarbeit
 © DaniGuitarra / Pixabay - Elternarbeit im Montessori-Kindergarten

Nachteile


Kosten: Ein klarer Nachteil sind ohne Zweifel die Kosten des Kindergartens. Die Gebühren sind nicht einheitlich festgelegt, liegen aber im Durchschnitt über den Kosten eines öffentlichen Kindergartens.

Verbreitung: Es gibt deutschlandweit etwa 600 Montessori-Kindergärten. Je nach Wohnort kann das zu langen Fahrtzeiten führen. Möglicherweise wohnen auch die Kindergartenfreunde nicht in der direkten Nähe.

Elternarbeit: Ein weiterer Punkt, der zwar nicht zwingend als Nachteil betrachtet werden muss, jedoch bedacht werden sollte, ist die bereits erwähnte Elternarbeit. Nicht alle Eltern sind offen dafür oder der entsprechende Typ dazu.


Ist ein Montessori-Kindergarten die richtige Wahl für mein Kind?

Ob ein Montessori-Kindergarten nun die richtige Wahl für dein Kind ist, solltest du unter Berücksichtigung seiner Besonderheiten abwägen. In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich den Kindergarten vor der Anmeldung anzusehen. Unser Tipp: Achte dabei nicht nur auf die spezifischen Merkmale der Montessori-Pädagogik und ihre Umsetzung, sondern auch auf die folgenden Kriterien:

  • Wohnortnähe & Öffnungszeiten
  • Gruppenkonstellation / offenes Konzept
  • Betreuungsschlüssel
  • Personalsituation (Zufriedenheit im Team, häufiger Wechsel, Personalmangel - kann zu unerwarteten Schließungen und Kürzungen führen)
  • Einrichtung & Ausstattung
  • Verpflegungskonzept
  • zusätzliche Angebote

Diese Punkte wären auch bei einem öffentlichen Kindergarten die wichtigsten Entscheidungskriterien. Wenn das Gesamtpaket stimmt und ihr als Eltern ein gutes Gefühl habt, ist das die beste Basis. Die weitaus schwierigere Entscheidung dürfte wohl sein: Montessori-Schule - ja oder nein?


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