Scheidenpilz sicher erkennen und behandeln


Von Windelprinz Redaktion -
           
Scheidenpilz
 © Cliff Booth / Pexels - Scheidenpilz sicher erkennen und behandeln

Zwei Drittel aller Frauen haben mindestens einmal im Leben eine Vaginalmykose. Viele sogar mehrfach. Für etwa 10 Prozent ist der Scheidenpilz ein fast ständiger Begleiter, der sie mehr als viermal pro Jahr plagt. Doch nicht jedes Jucken und Brennen im Genitalbereich ist ein Anzeichen für eine Candida-Infektion.

Wie sich der Scheidenpilz sicher erkennen lässt, welche Ursachen für die vaginale Pilzinfektion verantwortlich sind und mit welchen Maßnahmen du im Akutfall und vorbeugend gegen den Vaginalpilz vorgehen kannst, erfährst du in diesem Kompaktratgeber.


Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Beratung, Diagnose oder Handlungsempfehlung durch deinen Arzt.


Was ist Scheidenpilz?

Als Scheidenpilz wird eine Infektion der Scheide (Vagina) und der äußeren primären Geschlechtsorgane (Vulva, Klitoris, klitorale Hautfalte und Umgebung) bezeichnet. Medizinerinnen und Mediziner sprechen daher von Vulvovaginalmykose. Die Begriffe Vaginalpilz, Vaginalmykose, Vulvovaginale Candidose (VVC) und Soorkolpitis sind ebenfalls üblich.

In bis zu 90 Prozent der Fälle ist der Hefepilz Candida albicans ursächlich. Candida albicans gehört zu den natürlichen Pilzen der Scheidenflora und des Darms. Im Normalfall liegt der Pilz aber nur in geringen Mengen vor. Es gibt diverse Gründe, die zu einer Vermehrung (Überbesiedlung) des Pilzes führen. Der Körper reagiert dann mit einer Entzündungsreaktion.

In selteneren Fällen sind andere Vertreter der Pilzgattung Candida verantwortlich. Candida glabrata ist dabei am häufigsten. In wenigen Fällen können aber auch Candida krusei, Candida tropicalis, Candida dubliniensis und Candida africana den Scheidenpilz verursachen.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass eine Scheideninfektion grundsätzlich auch durch Bakterien hervorgerufen werden kann.


Wer bekommt Scheidenpilz?

Etwa 75 Prozent aller Frauen leiden mindestens einmal im Leben an der Infektion. Meist tritt die Vaginalmykose im Zeitraum zwischen der ersten Menstruation (Menarche) und der letzten Menstruation (Menopause) auf. Konkret machen sich Symptome zwischen Eisprung und Menstruation (prämenstruell) bemerkbar, da der Glukosegehalt in der Scheide in dieser Zeit hormonell bedingt ansteigt und die Pilze bessere Bedingungen zur Vermehrung vorfinden.

In der Schwangerschaft kommen vaginale Pilzinfektionen bis zu dreimal häufiger vor. Grund dafür sind die hormonellen Veränderungen, die das Wachstum von Hefepilzen in der Vagina begünstigen. Sofern eine Infektion vorliegt, solltest du dich in Rücksprache mit deinem Frauenarzt noch vor der Entbindung gegen den Scheidenpilz behandeln lassen, da sich das Baby ansonsten während der Geburt anstecken könnte. Häufige Folgen beim Kind sind Mundsoor oder eine Windeldermatitis.

Anders als Candida albicans reagiert Candida glabrata kaum auf hormonelle Einflüsse. Scheidenpilzinfektionen bei Frauen in den Wechseljahren lassen sich daher vorwiegend auf diesen Hefepilz zurückführen.

Scheidenpilz
 © Cliff Booth / Pexels - 75 Prozent aller Frauen leiden mindestens einmal an einer Scheidenpilz-Infektion.

Was verursacht einen Scheidenpilz?

Es gibt mehrere Faktoren, die die Entstehung einer Vaginalmykose fördern. Dazu zählen die folgenden:

Scheidenpilz begünstigende Faktoren


  • geschwächtes Immunsystem, etwa durch Antibiotika oder Immunsuppressiva
  • Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva ( Antibabypille)
  • Stress
  • chronische Erkrankungen wie Diabetis mellitus
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • übertriebene Intimhygiene
  • falsche Wischtechnik nach dem Stuhlgang
  • Tragen von String-Tangas
  • Tragen von luftundurchlässigen Slipeinlagen außerhalb der Periode
  • Intimpiercings (Pilze können sich im Stichkanal festsetzen)

Diskutiert werden auch Intrauterinspiralen (IUD) sowie Schamhaare, da sich Pilze an beiden festsetzen und wiederkehrende Infektionen verursachen könnten.

Die meisten der aufgelisteten Faktoren verhelfen den Pilzen über das kurze Perineum (Hautstück zwischen Anus und Vaginaleingang) aus der Darmflora in den Scheidenbereich umzusiedeln. Aber auch eine Übertragung des Erregers aus äußeren Quellen ist möglich. Dazu zählen:

Übertragungsrisiken


  • Baden im Schwimmbad, in der Therme oder im Whirlpool
  • direktes Sitzen auf Saunabänken
  • Geschlechtsverkehr mit einem Mann, an dessen Eichel (Penis) eine Pilzinfektion vorliegt
  • Geschlechtsverkehr, bei dem ohne Kondomwechsel (beziehungsweise ganz ohne Kondom) zwischen analem und vaginalem Verkehr alterniert wird
  • Oralverkehr mit einer Person, die eine Pilzinfektion in der Mundhöhle hat
  • Kontakt mit Sperma eines Mannes, der eine Pilzinfektion hat
  • Kontakt mit dem Analbereich einer anderen Person

Die Übertragung auf einer (öffentlichen) Toilette ist hingegen sehr unwahrscheinlich, da die Pilze dort nicht überlebensfähig sind.


Symptome: Wie erkennt man Scheidenpilz?

Beim Scheidenpilz, der durch Candida albicans verursacht ist, treten folgende Symptome typischerweise auf:

Symptome bei Candida albicans


  • starker, unaufhörlicher Juckreiz, der sich nicht ignorieren lässt und teilweise in ein Gefühl des Brennens übergeht
  • weißlicher, geruchslos Ausfluss, der anfangs dünnflüssig ist und im Verlauf der Infektion bröckelig wird und an körnigen Frischkäse erinnert (liegt ein unangenehmer Geruch vor, ist es wahrscheinlicher, dass es kein Scheidenpilz, sondern eine bakterielle Infektion ist)
  • Rötungen der äußeren Geschlechtsorgane wie Klitoris, Klitorisfalte, äußere Schamlippen
  • Schwellung der äußeren Geschlechtsorgane
  • kleine Bläschen im Randbereich der Mykose
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Nicht alle Symptome müssen vorliegen oder schwerwiegend sein. Vor allem bei Mykosen, die durch Candida glabrata und Candida krusei verursacht sind, äußern sich die Symptome weniger stark:

Symptome bei Candida glabrata oder Candida krusei


  • leichtes Jucken/Brennen
  • Rötungen der äußeren Geschlechtsorgane
  • kaum verstärkter Ausfluss

Diagnose statt Selbstdiagnose

Die Diagnose von Scheidenpilz gehört in die Hand deiner Frauenärztin oder deines Frauenarztes. Manche Frauen stellen die Selbstdiagnose anhand der genannten Symptome und holen sich ein frei verkäufliches Antimykotikum (Pilzmittel) in Form von Vaginaltabletten, Vaginalzäpfchen und Cremes aus der Apotheke. Empfehlenswert ist das allerdings nicht, da es auch andere Erreger (wie Z. B. Chlamydien, Gardnerella, E. coli, Ureaplasmen oder Streptokokoken) gibt, die teils ähnliche Symptome hervorrufen. Die Symptome könnten daher irrtümlich für eine Pilzinfektion gehalten werden. Antimykotika wären somit unwirksam. Von einer Selbstdiagnose und der Selbstmedikation solltest du also lieber absehen. Während einer Schwangerschaft gilt das grundsätzlich!


Wusstest du...?


Laut einer Studie liegen zwei Drittel der Frauen, die in der Apotheke nach einem Antimykotikum fragen, mit ihrer Selbstdiagnose nicht richtig. Ihre Beschwerden werden nicht durch eine Candida-Infektion ausgelöst. (Quelle: DAZ)


Dein Frauenarzt hingegen kann mit einem Abstrich verlässlich feststellen, ob es sich um einen Vaginalpilz, eine bakterielle Scheideninfektion (Vaginose) oder eine Geschlechtskrankheit handelt. Auch Hautkrankheiten (Ekzeme, Lichen ruber, Sklerodermie) können übrigens Symptome im Genitalbereich auslösen, die an einen Scheidenpilz erinnern. Handelt es sich tatsächlich um einen Scheidenpilz, so lautet die gute Nachricht: Die allermeisten Vaginalmykosen sind leicht und schnell behandelbar.



Wie lange dauert eine Scheidenpilzinfektion?

In den meisten Fällen leiden Frauen im gebärfähigen Alter unter dem Vaginalpilz. Dieser tritt in der Regel in der zweiten Zyklushälfte auf. Wenn es sich um eine leichte Pilzinfektion handelt, dauern die Symptome oft nur einige Tage. Eine schwerere Infektion kann bis zu 2 Wochen dauern, bis sie ohne Behandlung abgeheilt ist. Ohne Behandlung droht die Infektion allerdings chronisch zu werden. Mit der Menstruation ändert sich das Vaginalmilieu und die Beschwerden klingen ab.

Als Daumenregel gilt: Verursacht der Scheidenpilz mehr als 3 Tage lang Symptome, solltest du die Infektion medizinisch behandeln.




Scheidenpilz vorbeugen, erkennen und behandeln - Quelle: Youtube | erdbeerwoche


Scheidenpilz - Risiken bei Nicht-Behandlung

Eine leichte Pilzinfektion kann von selbst verschwinden, dies ist jedoch selten. Es ist immer besser, einen Scheidenpilz zu behandeln, auch wenn die Infektion mild ist. Wenn Pilzinfektionen gar nicht oder nicht richtig behandelt werden, ist es wahrscheinlicher, dass sie zurückkehren. Bleibt der Scheidenpilz unbehandelt, kann die Mykose chronisch werden. Mit der Infektion kehren auch die typischen Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, bröckeliger Ausfluss, Rötungen, Schwellungen und Schmerzen in der Intimregion immer wieder.

In einigen Fällen kann der Pilz sich ausbreiten und andere Körperregionen befallen. In seltenen Fällen, wenn der Körper etwa durch eine Operation, Chemotherapie oder Transplantation geschwächt ist, kann der Pilz tief in den Organismus eindringen. Dort breitet sich der Erreger über den Blutkreislauf aus und kann im schlimmsten Fall eine tödliche Sepsis verursachen. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen an einer invasiven Pilzinfektion.

Auch im Fall einer Schwangerschaft ist die Behandlung einer akuten Scheidenpilzinfektion ratsam. Sie sollte abgeschlossen sein, bevor das Baby zur Welt kommt. Bei einer vaginalen Entbindung besteht sonst ein hohes Ansteckungsrisiko für das Baby. Bei Neugeborenen kann eine Infektion mit Candida albicans zu Mundsoor oder einer Windeldermatitis führen.


Behandlung: Was kann ich gegen Scheidenpilz machen?

Bei den gängigen Medikamenten gegen Scheidenpilz handelt es sich meist um sogenannte topische Mittel, die lokal in und um die Scheide angewendet werden. Oftmals ist das eine Kombination aus Vaginaltabletten oder Zäpfchen ("Ovula"), die du in die Vagina einführst, in Verbindung mit einer Vaginalcreme oder -salbe.


Lokale Behandlung


Der optimale Zeitpunkt für die lokale Behandlung mit Vaginaltabletten oder Zäpfchen ist abends vor dem Schlafengehen. Dadurch kann das Antimykotikum ausreichend lange wirken und fließt nicht heraus, während du steht und gehst. Die Creme trägst du morgens und abends auf. Sie hilft gegen das unsägliche Jucken und Brennen. Die meisten Mittel müssen drei Tage angewendet werden. Es gibt aber auch eine Ein-Tages-Therapie.

Wichtig: Manchmal muss auch der oder die Partner/in mitbehandelt werden!

Medikamente bei Scheidenpilz


Typischerweise werden Arzneimittel mit den folgenden Wirkstoffen verwendet:

  • Clotrimazol: zählt zu den Imidazolen, die Handelsnamen lauten u.a. Antifungol HEXAL, Canesten GYN, KadeFungin oder Vagisan
  • Miconazol: ebenfalls ein Imidazol, Handelsnamen: Gyno-Mykotral
  • Nystatin: zählt zu den mit Polyenen, Handelsnamen: Biofanal, Nystatin acis
  • Ciclopirox, Ciclopiroxolamin: Handelsnamen: Batrafen, inimur myko.

Wenn der Scheidenpilz durch Candida glabrata oder Candida krusei verursacht ist, wird mit Ciclopirox behandelt, da die anderen Wirkstoffe nicht effektiv sind. Der Wirkstoff ist verschreibungspflichtig.

In der Schwangerschaft wird gewöhnlich zu den Wirkstoffen Clotrimazol oder Miconazol gegriffen, da diese Wirkstoffe besser wirken als Polyene. Beide gelten laut Embryotox zu den lokalen Mitteln der Wahl bei einer Pilzinfektion in der Stillzeit. Auch Nystatin gilt laut Embryotox als unbedenklich, jedoch zählt es zu den Polyenen. Für Ciclopirox liegen bislang keine ausreichenden Erfahrungen vor, sodass davon abgesehen werden sollte.


Systemische Behandlung


Neben der lokalen Behandlung ist auch eine systemische Therapie möglich. Sie kommt vorwiegend dann zum Einsatz, wenn sich der Scheidenpilz lokal nicht auskurieren lässt und der Pilz eindeutig im Labor identifiziert wurde. Der verwendete Wirkstoff Triazol Fluconazol ist verschreibungspflichtig (Handelsnamen: Canifug Fluco und Flunazul gyn). Zusätzlich zur systemischen Therapie ist die lokale Anwendung eines Antimykotikums unabdingbar, da systemische Mittel im äußeren Genitalbereich nicht wirken, zum Beispiel nicht bis in die klitorale Hautfalte.

In der Schwangerschaft sollte laut Embryotox eine systemische Therapie mit Fluconazol jedoch nur bei zwingender Indikation und möglichst nicht im 1. Trimenon erfolgen.

Vorsicht vor Hausmitteln


Im Internet kursieren zahlreiche gutgemeinte Tipps und Hausmittel, wie z.B. Joghurt, in Joghurt getränkte Tampons oder sogar Essig-Sitzbäder. Doch solche Maßnahmen schaden der sensiblen Scheidenflora meist mehr als sie nützen!


Scheidenpilz vorbeugen

Um eine Infektion oder Neuinfektion zu verhindern, können einige Tipps helfen:

Tipps gegen Scheidenpilz


  • die richtige Wischtechnik nach dem Stuhlgang nutzen
  • nach dem Duschen/Baden eine Schutzsalbe für den Intimbereich* verwenden
  • Intimbereich trocken halten
  • Unterwäsche aus Baumwolle tragen und synthetische Fasern meiden
  • luftdurchlässige Slipeinlagen benutzen
  • Handtücher und Bettwäsche regelmäßig heiß waschen
  • Verhütungsmittel (Pille) wechseln
  • Vaginalpräparate mit Milchsäurebakterien

Zusätzlich kann eine Anpassung der Ernährung Besserung bringen, wenn du öfter mit einem Scheidenpilz zu kämpfen hast. Eine antientzündliche und darmgesunde Ernährung hilft dem Immunsystem, sich gegen Infektionen zu wehren und kann das Wiederkehren von Vaginalmykosen verhindern.


Blasenentzündung & Scheidenpilz


Blasenentzündungen werden oft mit Antibiotika behandelt, die wiederum das Gleichgewicht im Darm - einem wichtigen Organ für das Immunsystem - durcheinanderbringen.

Der Scheidenpilz ist eine der häufigsten Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie und hat leichtes Spiel, wenn das Immunsystem, aus welchen Gründen auch immer, nicht gut funktioniert. Beim Kampf gegen den Scheidenpilz kann dir ein starkes Immunsystem nur helfen.

Scheidenpilz
 © Cliff Booth / Pexels - Scheidenpilz sicher erkennen und behandeln