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Der Körper einer Frau vollbringt in der Schwangerschaft eine Höchstleistung. Dabei vergehen die 40 Wochen bis zur Geburt nicht immer ohne Komplikationen. Eine mögliche Schwierigkeit kann eine sogenannte "Schwangerschaftsvergiftung" darstellen. Fachlich korrekt wird diese Erkrankung als Präeklampsie bezeichnet.
Im Folgenden findest du alles Wissenswerte rund um diese Diagnose, ihre Bedeutung und mögliche Folgen.
Bitte beachte: Dieser Artikel dient der Information. Er ersetzt jedoch keine individuelle Beratung oder Untersuchung durch deinen Arzt.
Das Wort "Vergiftung" ist an dieser Stelle irreführend. Denn bei einer "Schwangerschaftsvergiftung" kommt es zu Veränderungen im Körper einer Schwangeren selbst und nicht zu der Aufnahme von giftigen Substanzen wie etwa bei einer Bleivergiftung. Die Verwendung des Begriffs "Schwangerschaftsvergiftung" wird daher heutzutage zunehmend vermieden. Stattdessen wird die Bezeichnung Präeklampsie gebraucht. Hinter diesem Wort verbirgt sich die Feststellung von Bluthochdruck in der Schwangerschaft. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieser bereits vor der Schwangerschaft bestanden hat oder erst in der Schwangerschaft neu aufgetreten ist. Sobald bei wiederholter Messung ein Blutdruckwert von > 140 / 90 mmHg festgestellt wird, gilt dies als Bluthochdruck.
Um nun von Präeklampsie und nicht einfach nur Schwangerschafts-Bluthochdruck sprechen zu können, muss noch zusätzlich eine weitere Organbeteiligung vorliegen. Das bedeutet, dass durch den Bluthochdruck eine Veränderung an einem Organ deines Körpers ausgelöst wird. Häufig betroffen ist in diesem Fall die Niere. Dies kann die Frauenärztin oder der Frauenarzt über eine Urinuntersuchung feststellen. Denn ist die Niere beteiligt, findet sich vermehrt Eiweiß im Urin. Kommen also Bluthochdruck und eine Organbeteiligung wie die der Niere in der Schwangerschaft zusammen, steht die Diagnose Präeklampsie fest. Seltener, aber ebenfalls möglich ist die Beteiligung eines anderen Organs wie zum Beispiel der Lunge, der Plazenta (="Mutterkuchen") oder der Leber.
Ob und was du im Fall einer Präeklampsie von der Erkrankung bemerkst, hängt davon ab, wie stark ausgeprägt der Bluthochdruck ist. Auch das zusätzlich beteiligte Organ kann Symptome verursachen. So können die Anzeichen für eine Präeklampsie zwischen zwei Frauen je nach Schwere der Erkrankung sehr verschieden ausfallen.
Manch eine Schwangere wird keine Beschwerden haben und eine andere nur leichte Kopfschmerzen oder ein gelegentliches Flimmern vor den Augen bemerken. Auch Übelkeit und Erbrechen können bei einer Präeklampsie auftreten. Allerdings sind sie in der Schwangerschaft durchaus auch auf andere Ursachen zurückführbar und somit keineswegs ein eindeutiges Merkmal dieser Erkrankung.
Ebenso verhält es sich mit Wassereinlagerungen in den Beinen. Dies kann jederzeit bei einer unauffälligen Schwangerschaft auftreten. Verdächtig auf eine Präeklampsie ist es jedoch, wenn es sehr plötzlich zu einer starken Wassereinlagerung und damit einhergehenden Gewichtszunahme kommt. Du könntest das zum Beispiel an schweren oder schmerzenden Beinen bemerken, die im Bereich der Fußknöchel sichtbar geschwollen sind.
Weitere mögliche Anzeichen einer Präeklampsie sind:
In jeder Schwangerschaft sind ungefähr zehn ärztliche Vorsorgeuntersuchungen geplant. Sollte es Auffälligkeiten geben, kann die behandelnde Frauenärztin oder der Frauenarzt aber auch weitere Untersuchungen für eine engmaschige Kontrolle durchführen. Bis zur 32. Schwangerschaftswoche erfolgen diese Untersuchungen alle vier Wochen und danach in kürzeren Abständen bereits alle zwei Wochen. Hierbei wirst du unter anderem gewogen, dein Blutdruck wird gemessen und eine Urinprobe untersucht. Alle erfassten Werte werden im Mutterpass genau notiert. So kann deine Ärztin oder dein Arzt im Verlauf genau erkennen, ob deine Blutdruckwerte ansteigen oder dein Urin Auffälligkeiten zeigt, die auf eine Präeklampsie hinweisen.
Finden sich verdächtige Werte, können sich auch weitere Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung anschließen. Wichtig ist, dass du eventuelle Beschwerden ganz offen mitteilst. Je eher eine Präeklampsie entdeckt wird, desto besser. So kann die richtige Behandlung begonnen werden und die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen sinkt.
In der Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen der Deutschen, Schweizerischen und Österreichischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe sind folgende allgemeine Risikofaktoren für das Auftreten einer Präeklampsie genannt:
Was der genaue Auslöser für das Entstehen einer Präeklampsie ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Daher können nur die Auswirkungen der Erkrankung behandelt werden. Die geeigneten Maßnahmen richten sich nach der Schwere der Erkrankung. Bei leichten Verlaufsformen wird zunächst durch vermehrte, körperliche Schonung bis hin zur Bettruhe versucht einen weiteren Anstieg der Blutdruckwerte zu verhindern. Unter Umständen wird durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt ein Medikament verschrieben, das den Blutdruck senkt. Eine Gefahr für das ungeborene Kind geht von den hierfür verwendeten Medikamenten nicht aus.
Falls die Blutdruckwerte eine kritische Grenze überschreiten, kann eine weitere Behandlung im Krankenhaus notwendig sein. Hier sind Mutter und Kind optimal überwacht und die Ärzte können jederzeit auf Veränderungen reagieren. Auch bei schweren Verlaufsformen werden die Ärzte alles versuchen, um dem ungeborenen Kind so viel Zeit wie möglich im Mutterleib zu geben, da es dort am besten wachsen kann.
Ab der 37. Schwangerschaftswoche kann das Baby auch vor seinem Termin zur Welt gebracht werden und hat sehr gute Chancen sich völlig normal und gesund zu entwickeln. Mit Ende der Schwangerschaft verschwindet bei den allermeisten Frauen auch wieder die Präeklampsie und damit ihre Beschwerden. So sinkt beispielsweise der Blutdruck anschließend wieder auf normale Werte. Sollte der Verlauf der Erkrankungen eine hohe Gefahr für Komplikationen bergen, kann auch eine frühere Beendigung der Schwangerschaft - also vor der 37. SSW - durch einen Kaiserschnitt notwendig werden.
Eine Präeklampsie birgt das Risiko von Komplikationen, die sowohl für Mutter als auch Kind schwere, gesundheitliche Folgen haben können. Es ist daher wichtig auf Warnzeichen solcher Komplikationen zu achten und gegebenenfalls schnell zu reagieren.
Aus einer Präeklampsie kann eine Eklampsie werden. Es handelt sich dabei um einen Zustand, in dem neurologische Störungen wie Sehstörungen oder Lichtempfindlichkeit bis hin zu einem Krampfanfall auftreten. Kommt es bei einer Schwangeren zu Kopfschmerzen in Verbindung mit Sehstörungen, gilt dies als ein Frühwarnzeichen. Auch wenn bei dir bisher keine Präeklampsie festgestellt wurde, empfiehlt sich in einem solchen Fall eine umgehende Vorstellung in der Notaufnahme. Es kann in diesem Zusammenhang ebenfalls zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen kommen.
Eine andere Komplikation ist das HELLP-Syndrom. Der Name ist eine Zusammensetzung aus den englischen Fachbegriffen für die veränderten Blutwerte, über die Ärzte das HELLP-Syndrom sicher nachweisen können. Denn die Symptome können hier ebenfalls sehr ungenau und anfänglich nur mild ausgeprägt sein. Schubweise kann es im Verlauf zu einer starken Verschlechterung des Allgemeinzustandes kommen. Allerdings gibt es beim HELLP-Syndrom auch akute Verläufe mit einer raschen Zunahme der Beschwerden innerhalb nur einer Stunde.
Da es zu einer Beteiligung der Leber bei dieser Komplikation kommt, ist ein rechtsseitiger Oberbauchschmerz typisch. Schmerzen können gleichfalls hinter dem Brustbein oder im Bereich der Magengrube auftreten. Auch hier sind Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen möglich. Besteht der Verdacht auf ein HELLP-Syndrom ist gleichfalls eine sofortige Konsultation einer Ärztin oder eines Arztes notwendig.
Beide Komplikationen können zu einer Funktionsstörung der Plazenta (="Mutterkuchen") führen. Über die Plazenta wird das ungeborene Kind mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Ist ihre Arbeit beeinträchtigt, kann es zu einem verlangsamten Wachstum des Kindes kommen - im schweren Fällen auch zu einem Wachstumsstillstand oder einer Fehlgeburt. Eine vorzeitige Ablösung der Plazenta kann ebenfalls die Folge sein, was entweder eine Frühgeburt oder im schlimmsten Fall den Verlust des Kindes zur Folge hat.
Auch für die Mutter sind solche Komplikationen in ihren schweren Verlaufsformen lebensbedrohlich. Verschiedenste Organschäden wie Leber- und Nierenversagen oder sogar eine Hirnblutung sind möglich.
Leider kannst du keine spezifischen Maßnahmen ergreifen, um eine Präeklampsie zu vermeiden. Es empfiehlt sich neben einer gesunden Lebensführung, die in der Schwangerschaft angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Alle Schwangeren können sich zudem im ersten Schwangerschaftsdrittel gezielt auf das Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie untersuchen lassen. Häufig findet das im Rahmen des Ersttrimesterscreenings statt.
Für die Präeklampsie-Risikobestimmung wird die Frauenärztin oder der Frauenarzt dir verschiedene Fragen stellen und es erfolgt eine Ultraschalluntersuchung. Auch eine Kontrolle von Blutwerten gehört zu diesem Screening. Wenn du eine solche Untersuchung wünscht, musst du die Kosten dafür aktuell selber tragen, da die gesetzlichen Krankenkassen diese momentan noch nicht übernehmen. Falls du dir unsicher bist, kannst du dich von deiner Ärztin oder deinem Arzt hierzu auch immer noch einmal beraten lassen.