Das Eltern Blogazin
Ist das Baby auf der Welt, müssen frischgebackene Eltern sich erst an die neue Herausforderung gewöhnen. Auch das richtige Wickeln will gelernt sein. Mit etwas Übung und den richtigen Tipps werden selbst Ungeübte schnell zu routinierten Wickel-Profis.
Die meisten Eltern kaufen vor der Geburt des Babys eine Wickelkommode, um einen sicheren Wickelplatz und gleichzeitig Stauraum für die dafür benötigten Utensilien zu haben. Wickelkommoden sind praktisch, denn viele Modelle lassen sich nach der Wickelzeit durch die Abnahme der Wickelfläche in ein Schränkchen für das Kinderzimmer verwandelt. Trotzdem gibt es bei diesem Möbelstück einige Dinge zu beachten.
Messt vor einem Onlinekauf die Höhe der Wickelkommode unbedingt am eigenen Körper aus. Ihr werdet viel Zeit am Wickeltisch verbringen, denn dort erfolgt nicht nur das Windeln. Ihr zieht euren Nachwuchs auch nach dem Baden dort an oder wechselt die Kleidung, wenn das Baby nach einem Bäuerchen Milch erbrochen hat. Die Kommode sollte daher unbedingt eurer Körpergröße entsprechen und so hoch sein, dass ihr das Baby mit geradem Oberkörper wickeln könnt. Eine ständig gebeugte Körperhaltung ruft sehr schnell Rückenschmerzen hervor, deshalb solltet ihr auf eine perfekte Höhe der Wickelfläche achten.
Normale Wickelkommoden sind an der Auflagefläche mit einer umlaufenden Schutzkante versehen, damit das Baby nicht von der Kommode rollen kann. Zusätzliche Sicherheit ist durch eine Wickelauflage gegeben, deren Seiten ebenfalls mit einem weichen Rollrand versehen sind. In den ersten Lebensmonaten kann euer Kind nur mit den Ärmchen und Beinchen strampeln, aber die erste Drehung auf den Bauch erfolgt schneller als gedacht.
In und auf der Wickelkommode lassen sich alle Utensilien, die zum Wickeln gebraucht werden, verstauen. Dazu gehören:
Benutzt ihr Stoffwindeln, braucht ihr einen Windeleimer, der direkt neben der Wickelkommode stehen sollte, damit ihr die nassen Windeln direkt entsorgen könnt.
Wichtig: Legt euch bereit, was ihr braucht, BEVOR ihr das Baby auf den Wickeltisch legt. Euer Kind sollte dort niemals alleine liegen, auch nicht für einen kleinen Moment. Müsst ihr doch noch etwas holen, nehmt das Baby immer mit. Das ist in diesem Fall sicherer.
Sind die Windeln voll oder nass, wird gewickelt. Hier müssen wir allerdings zwischen Stoff- und Wegwerfwindeln unterscheiden. Letztere saugen die Feuchtigkeit mehr auf und fühlen sich dadurch erst später nass an. Bei Stoffwindeln reicht einmaliges Urinieren und schon kommt die Feuchtigkeit mit der Haut des Babys in Berührung.
Babys erleichtern sich täglich zehn- bis zwanzigmal, da die Blase des Säuglings winzig ist. Das sind ca. 100 - 300 ml pro Tag in den ersten Lebenswochen. Hinzu kommt der Stuhlgang. Vor oder nach dem Stillen wird die Windel gewechselt, außerdem immer dann, wenn der Windel ein intensiver Duft entweicht. Anfangs werdet ihr alle zwei Stunden wickeln. Nach einigen Monaten verändert sich das und euer Baby braucht ca. 4 - 8 frische Windeln am Tag, bei Stoffwindeln können es mehr sein. Einmalwindeln speichern die Feuchtigkeit, daher ist bei einmaligem Urinieren oft nicht spürbar, dass sie nass sind. Zur Kontrolle könnt ihr in den ersten Wochen Windeln mit Indikatorstreifen* beim Wickeln verwenden, die anzeigen, wenn Urin abgegeben wurde.
Ob das kleine Geschäft in die Windel gegangen ist, lässt sich auch durch das Wiegen der Windel ermitteln. Meist braucht ihr diese Maßnahmen gar nicht, denn ihr werdet nach wenigen Tagen ein Gespür dafür entwickeln, wann die Windeln nass sind und das nächste Wickeln auf dem Plan steht.
Beim Windelwechsel gibt es einige Punkte zu beachten, an die ihr euch sehr schnell gewöhnen werdet. Zuerst wird die schmutzige Windel abgenommen. Anschließend wird der Windelbereich gründlich gesäubert und von Urin und Stuhlgang befreit. Achtet dabei auch auf die Hautfalten eures Babys.
Um Hautreizungen zu vermeiden, verwendet ihr am besten warmes Wasser und einen weichen Lappen. Weniger ist oft mehr bei der Babypflege. Und mehr braucht es auch nicht, um einen Babypo zu säubern. Lediglich bei schwer entfernbaren oder angetrockneten Stuhlresten kann ein mildes und parfümfreies Babyöl* hilfreich sein.
Babys reagieren unterschiedlich auf Pflegeprodukte und mitunter auf die Substanzen in Feuchttüchern. Besonders bei Neugeborenen kann es schnell zur Reizung der Haut bis hin zu einer Windeldermatitis kommen, da das Immunsystem erst ausreifen muss.
Bei Mädchen solltet ihr beim Saubermachen immer darauf achten, von der Scheide in Richtung After zu wischen. In umgekehrter Weise können Bakterien aus dem Darm in die Scheide gelangen, was zu Entzündungen führen kann.
Ein wichtiger Tipp für Eltern kleiner Jungs: Legt eine Stoffwindel oder ein kleines Handtuch sofort auf den Penis eures Babys, wenn ihr die Windel abgenommen habt. Aus unerfindlichen Gründen entleert sich die Blase kleiner Jungs besonders gerne, wenn der Po beim Wickeln und Ausziehen von der Windel befreit wurde. Anders als bei Mädchen landet die Flüssigkeit dabei nicht auf der Wickelunterlage, sondern verteilt sich als Fontäne über den Wickeltisch hinaus.
Im ersten Lebensjahr sollten Jungseltern außerdem noch in keinem Fall versuchen, die Vorhaut zurückzuziehen. Dies birgt zu große Verletzungsgefahr. Mehr über die Genitalhygiene bei Jungen könnt ihr hier lesen.
Habt ihr den Windelbereich mit warmem Wasser (oder Feuchttüchern) abgewischt, muss dieser gründlich abgetrocknet werden, damit keine Feuchtigkeit auf der Haut verbleibt. Erst dann werden ggf. Pflegeprodukte aufgetragen. Ob ihr dabei eine fetthaltige Creme oder Babypuder benutzt, ist euch überlassen. Achtet jedoch darauf, dass ihr wenn, dann einen talkumfreien Babypuder bzw. Babycreme ohne Mineralöle* verwendet. Bei Mädchen werden Puder und Creme wie bei Jungen nur im äußeren Bereich und nicht in der Scheide aufgetragen, weil damit das feuchte Schleimhautmilieu gestört werden würde.
Solange die Haut rosig ist, braucht es normalerweise keine oder kaum Pflegeprodukte. Wenn ihr regelmäßig wickelt, hat die Harnsäure keine Chance, die Babyhaut anzugreifen. Sollten Hautrötungen entstanden sein, hilft eine fetthaltige Babycreme*, die Feuchtigkeit von der Haut fernzuhalten, damit diese heilen kann.
Baby wickeln - Quelle: Youtube | Hebamme Jenny
Beim Umziehen, Baden oder zum Eincremen des Rückens müsst ihr euren Nachwuchs auch auf den Bauch drehen. Gerade in den ersten Lebenstagen kann das zu Ängsten führen, da das Neugeborene sehr zerbrechlich wirkt. Um das Baby in eine Bauchlage zu bringen, müsst ihr es über die Seite drehen. Auf keinen Fall darf der Nachwuchs an den Füßen gefasst und in die Luft gehoben werden.
Das Umdrehen lässt sich ganz einfach bewerkstelligen, wenn ihr eine Hand auf den Bauch des Babys legt und mit den Fingerspitzen das Köpfchen berührt, um es zu stützen. Anschließend schiebt ihr die andere Hand unter den Rücken, hebt mit dieser das Kind ein wenig an und dreht es in euren Händen auf den Bauch, während die untere Hand das Gewicht des Kindes übernimmt. Die Hand auf dem Rücken wird frei und kann die Ärmchen und den Kopf in die richtige Position legen, während ihr die unter dem Kind liegende Hand unter dem Bauch hervorzieht. Mit etwas Übung fühlt ihr euch schon nach wenigen Tagen sicher im Umgang mit dieser Drehung.
Ob Stoff- oder Einwegwindel, diese Entscheidung liegt bei euch. In den letzten Jahren haben Stoffwindeln wieder deutlich an Popularität gewonnen und stellen für viele Eltern eine Alternative dar. Ob diese jedoch von der Ökobilanz besser abschneiden, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Beim Wickeln mit Wegwerfwindeln lässt sich die Windeltechnik intuitiv erfassen. Ihr legt das Baby auf die geöffnete Windel klappt das Mittelteil zwischen den Beinchen hoch, legt beide Seitenteile darauf, öffnet die Klebeverschlüsse und drückt die Klebestreifen auf der Mitte fest. Dabei ist vor allem zu beachten, dass die Verschlüsse nicht zu fest oder zu locker geklebt werden.
Zu guter Letzt solltet ihr dann noch prüfen, ob die Bündchen am Bein komplett außen sind. So wird ein seitliches Auslaufen verhindert.
Tipp: Bei Neugeborenen verwendet ihr Windeln mit einer Aussparung im Nabelbereich oder ihr schlagt den oberen Rand der Vorderseite einfach etwas um, so dass der Windelrand nicht am Nabelstumpf reibt. Der Nabel sollte außerdem immer gut trocken gehalten werden.
Bei Stoffwindeln braucht es etwas Übung. Habt ihr euch für ein klassisches Stoffwindelsystem entschieden, besteht dieses aus Mullwindeln, Mulltüchern und einer Wollwindelhose. Zuerst nehmt ihr das dickere Mulltuch, das die Saugfähigkeit der Stoffwindel verstärkt, faltet eine Seite ein Stück über die Mitte und die gegenüberliegende Seite ebenfalls. Dadurch erhaltet ihr einen dreilagigen Stoffstreifen, der mit seiner Breite zwischen die Beine des Babys passen muss. Diese Mullwindel wird auf den Wickeltisch gelegt.
Anschließend faltet ihr die Stoffwindel zu einem Dreieck und legt sie mit der stumpfen Spitze nach unten auf die Mullwindel. Der Po des Babys kommt auf die Windel, die untere Spitze der Stoffwindel wird zwischen den Beinchen nach oben auf den Bauch gelegt und die seitlichen Spitzen kommen obenauf. Lasst ihr die Windel jetzt los, rutscht euch der Stoff auseinander. Deshalb gut festhalten und gleichzeitig die Mullwindel zwischen den Beinen des Babys nach oben ziehen und auf den Bauch legen. Die Hälfte der Mullwindel liegt unter dem Kind, die andere Hälfte liegt obenauf.
Zuletzt braucht das Windelpaket Halt, damit es nicht herunterrutscht. Diesen gibt die Wollwindelhose, die ihr über das Windelpaket zieht. Sie wird auch als Strickwindel bezeichnet und ist eine gestrickte Hose aus Schafwolle, die die Windel am Babypopo festhält und das Mehrfache ihres Eigengewichtes an Flüssigkeit aufsaugen kann, ohne sich nass anzufühlen.
Wusstet ihr...
In früheren Zeiten wurden Gummihosen über die Stoffwindeln gezogen. Das Wickeln mit modernen Stoffwindelsystemen ersetzte diese durch Höschen, die aus Baumwollstoff sind und mit Klettverschlüssen oder Druckknöpfen geschlossen werden. Die Innenauskleidung der Windel erfolgt mit wasserundurchlässigen Stoffen, sodass die Feuchtigkeit eingeschlossen wird.
Jungs und Mädchen weisen anatomische Unterschiede auf, was auch beim Wickeln berücksichtigt werden sollte. Verwendet ihr Stoffwindeln, sollte bei Jungs eine zusätzliche Einlage in den vorderen Windelbereich gelegt werden. Bei Mädchen wird der Bereich direkt zwischen den Beinchen stärker durchnässt und sollte mit einer Einlage verstärkt werden.
Stoffwindeln vs Wegwerfwindeln - Quelle: Youtube | Windelwissen
Es lässt sich nicht vermeiden und passiert bei fast allen Kindern - der Po wird wund. Die Haut ist rot und brennt, euer Baby weint viel und möchte ständig gehalten werden. In diesem Fall sollte die Haut so wenig wie möglich bedeckt sein, damit heilende Luft an den Po gelangt. Tragt Wundsalbe auf die entzündeten Stellen auf und verwendet Heilwolle* beim Wickeln. Das ist Schafwolle, die durch ihren hohen Lanolingehalt wohltuend zur Babyhaut ist und die Entzündung abklingen lässt.
Lasst den Babypo so lange wie möglich an der frischen Luft und verzichtet auf das Wickeln. Im Sommer kann das Baby ohne Windeln auf einer Decke liegen. Im Winter könnt ihr von einer Babystrumpfhose die Beine abschneiden und diese als lange Strümpfe verwenden, sodass die Beine eures Kindes bedeckt sind, während es unter einem dünnen Mulltuch ohne Windel strampeln kann. Je länger es ohne Windel sein darf, desto schneller heilt die Haut. Hat euer Baby eine sehr empfindliche Haut, die häufig wund wird, lohnt sich der Kauf von Einlagen aus Bouretteseide*. Diese werden bei jedem Wickeln direkt auf den Po gelegt und schützen durch ihre Beschaffenheit die zarte Babyhaut.
Im Alter von mehreren Monaten bewegt sich euer Nachwuchs schon viel lebhafter und das Wickeln wird zu einer sportlichen Herausforderung. Macht die Wickelzeit zu einem kleinen Ritual, indem ihr eurem Baby etwas vorsingt und mit ihm erzählt, sodass es seine Konzentration eurer Stimme zuwendet. Besonders interessant ist ein rotierendes Mobile*, das über dem Wickeltisch aufgehängt wird. Die Musik und die Bewegung wecken die Aufmerksamkeit des Babys.
Ist euer Nachwuchs so alt, dass er zielgerichtet greifen kann, solltet ihr beim Wickeln Spielzeug für eine kurzzeitige Beschäftigung in der Nähe haben. Ein kleiner Stoffball, eine Rassel oder ein Quietschtier lenken das Baby von seinem natürlichen Bewegungsdrang ab und lassen euch die Windel in Ruhe anlegen. Wechselt das Spielzeug regelmäßig, damit es über längere Zeit interessant bleibt.